Geriater aus Leidenschaft

Geboren in Bad Kreuznach und mit zwei Geschwistern aufgewachsen, hatte ich nach der Realschule zunächst eine zweijährige Ausbildung zum staatlich geprüften technischen Assistenten für Informatik und Elektrotechnik erfolgreich beendet und anschließend auch ein Jahr ganz praktisch als Fernmeldetechniker gearbeitet. Dann brachte mich der Zivildienst ins Krankenhaus St. Marienwörth. Die Medizin ließ mich nicht mehr los. Das Medizinstudium setzt das Abitur voraus, also hieß es "zurück auf die Schulbank" bis zum Abitur 1997.

Noch im gleichen Jahr begann das Studium der Humanmedizin in Mainz, das ich mit dem Praktischen Jahr in der Neurologie in Ludwigshafen abschloss. Die Approbation als Arzt erhielt ich 2005. es folgten zweieinhalb Jahre als Assistenzarzt in genau dem Krankenhaus, in dem ich der Medizin zuerst begegnet war. Schon dort war ich überwiegend in der Versorgung älterer Patienten eingesetzt, das war jedoch insgesamt wenig befriedigend, ich suchte nach einer stabileren Grundlage. Bei der Recherche nach einer Weiterbildung im Fachgebiet Innere Medizin stieß ich auf die „Geriatrie“, die „Altersmedizin“ und auch gleich einen neuen Arbeitgeber, der genau diesen Schwerpunkt hatte: Seit 2007 war ich Mitarbeiter der Geriatrischen Fachklinik Rheinhessen-Nahe, zunächst am reinen Rehastandort, dann war ich ab 2011 am Aufbau des Akutstandortes in Bad Kreuznach beteiligt. 2016 brachte die Facharztqualifikation "Innere Medizin", 2018 schließlich die Schwerpunktbezeichnung "Geriatrie". Ich bin außerdem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. und - vielleicht wichtiger als alles andere - verheiratet und Vater von drei Kindern.

Warum, wird sich der eine oder andere Leser jetzt vielleicht fragen, geht Sebastian Balzer mit diesem Schwerpunkt in die Niederlassung? Gehört so jemand nicht in ein Krankenhaus mit seinen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten? Einfache Antwort: Weil ein Geriater im Krankenhaus sicher wertvolle spezialisiert Arbeit leisten kann, er sieht jedoch immer nur einen zeitlich begrenzten Ausschnitt der Leben seiner Patienten. Der Patient kommt, in der Regel mit einem akuten Problem, die Diagnose zeigt, gerade bei Hochbetagten, häufig eine ganze Reihe zusätzlicher Probleme (der Oberschenkelhalsbruch, der ihn ins Krankenhaus brachte, ist vielleicht die Folge eines Sturzes nach einem Schwindelanfall). Man kann im Krankenhaus operieren, den Patienten mobilisieren, die Medikamente neu zusammenstellen. Dann jedoch kommt, hoffentlich bald, der Tag, an dem der Patient nach Hause oder zurück in sein Altenheim entlassen wird. Man muss eigentlich in seinem Sinne hoffen, dass man ihn nicht, oder wenigstens nicht bald wiedersieht. Ein Ausschnitt eben. Prävention, also den Schwindelanfall von vorneherein verhindern, kann man nicht, dazu ist es immer schon zu spät.

Als niedergelassener Arzt sehe ich einen solchen Patienten viel früher (vielleicht begleite ich ihn schon ein halbes Erwachsenenleben), mindestens aber lerne ich ihn zu einem Zeitpunkt kennen, wo ich die weitere gesundheitliche Entwicklung vielleicht sogar am Krankenhaus vorbei steuern helfen kann. Und wenn er doch ins Krankenhaus muss, kann ich ihn anschließend dabei unterstützen, zu einem möglichst selbstbestimmten Leben zurückzukehren. Geriatrie ist für mich kein Spezialfach, Geriatrie fordert eine systemische 360°-Grad-Betrachtung und eine lebenslange medizinische Unterstützung, schließlich wird keiner von uns alt geboren - und oft entscheidet unser Leben (und die medizinische Unterstützung) in jungen Jahren über die Qualität unseres Alters. 

Umso mehr freue ich mich darüber, zum 1. Oktober 2020 Teil dieser Gemeinschaftspraxis geworden zu sein und auf die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Dr. Sabine Fischer.