Geriatrie (Sebastian Balzer)

Geriatrie, die "Altersheilkunde" umfasst die gesamte medizinische Betreuung alter Menschen. Ab wann jemand "alt" ist, ist nirgends definiert. Einige Quellen setzen bei 65, andere erst bei 80 an. Zweifellos liegt der Schwerpunkt der allgemeinen Betrachtung im letzten Abschnitt bis hin zum Ende des Lebens. Als systemisch und integrativ denkende Ärzte setzen wir jedoch deutlich früher an: Wie ich mit 20, 30, 40 lebe, hat immer auch Auswirkungen darauf, ob und wie (gut) ich mit 65 oder mit 80 lebe - und ab wann ich mich selbst als "alt" empfinde.  

Das wiederum ist der Vorteil, den wir als Hausärzte haben: Wir können sehr früh dabei mitwirken, das Alter unserer Patientinnen und Patienten möglichst frei von Einschränkungen und Beschwerden gestalten zu helfen. 

Geriatrische Leitsätze

Ein wichtiger Leitsatz der Geriater ist beispielsweise in der medikamentösen Therapie: „weniger ist mehr“. Typische Fragen lauten „Ist die Anzahl und die Kombination der Medikamente so sinnvoll? Gibt es Daten und Untersuchungen zu solchen Kombinationen und möglichen Wechselwirkungen? Meist liegen keine Daten zur Polypharmakotherapie im Alter vor. Hier setzt der Geriater auf seine eigenen Erfahrungen und pharmaindustrie-unabhängige Untersuchungen. Generell gilt: „start slow, go slow“, oder deutsch: langsam und mit Bedacht! Der Leitsatz ist im Alltag nicht immer so umzusetzen, auch weil wir oft mit dem Wunsch nach schnellen Antworten konfrontiert sind, meist findet sich jedoch eine bessere Lösung als noch ein Medikament. Und auf den Überblick kommt es an: die Koordination zwischen verschiedenen Fachärzten, die immer wiederkehrende Sichtung unterschiedlicher Medikationen und neuer Befunde sowie der damit verbundenen Folgen sind das tägliche Brot der Geriatrie.

Ein paar Behandlungsschwerpunkte

  • Chronische Schmerzen: beispielsweise im Rahmen degenerativer Erkrankungen wie Wirbelsäulenerkrankungen durch Osteoporose (Wirbelkörperfrakturen, Arthrosen, Skoliosen, die zum Teil autoimmune Vorgänge als Hintergrund haben, wie die Rheumatoide Arthritis) oder Hüftfrakturen durch Stürze oder Gelenkverschleiß. Hierbei kann ich Ihnen als erfahrener Geriater eine bedarfsgerechte Schmerztherapie individuell zusamenstellen. Gleichzeitig kann ich Sie über die Möglichkeiten operativer oder minimalinvasiver Verfahren beraten. Eine gemeinsame Abwägung der Risiken und „Nebenwirkungen“ ist hierbei besonders wichtig. Manchmal ist es dann aber auch empfehlenswert, lediglich eine konservative Therapie bestehend aus Krankengymnastik und Medikamenten durchzuführen.
  • Behandlung von Patienten nach Schlaganfall: bei diesem Erkrankungsbild ist - neben der Beobachtung und Dokumentation der Schädigung im Verlauf - die Optimierung von Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie sehr wichtig. Ein besonderes Augenmerk gilt der Erhaltung der Fähigkeiten immer mit dem Hauptziel: die Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten. Deshalb ist die Beratung der Patienten und deren Angehörigen bzgl. Hilfsmitteln, Versorgungsmöglichkeiten, Rehabilitation auch eine zentrale und wichtige Aufgabe, die ich gerne übernehme.
  • Die Diagnostik und Behandlung der Demenz mit einem für den Patienten und dessen Angehörigen umsetzbarem Therapiekonzept. Dies bedeutet keine „Pharmamedizin“, sondern wieder das Erreichen und Erhalten einer bestmöglichen Lebensqualität. Dazu gehört beipielsweise eine Tagestrukturierung (ergotherapeutische/physiotherapeutische, logopädische Maßnahmen) genaus wie die Optimierung der Versorgung. Diese kann zum Einen in der gewohnten Umgebung – falls umsetzbar – oder auch zum Anderen in einer professionellen Pflegeeinrichtung erfolgen. Zu klären sind die Möglichkeiten der Familie den Verlauf der Erkrankung zu dokumentieren, um Sie als Patient und Ihre Angehörigen bestmöglich vorzubereiten und zu beraten.
  • Die Beratung und Versorgung bei bösartigen Erkrankungen im hohen Lebensalter: Gerade bei solchen Erkankungen ist die kritische Abwägung von operativen Verfahren versus konservativen Verfahren sehr wichtig. Auch damit habe ich mich in den vergangenen Jahren intensiv beschäftigt und kann Ihnen einen breiten Überblick über etablierte Methoden geben, damit Sie eine informierte Entscheidung treffen können. Auch in dieser Situation muss die Lebensqualität als wichtigste Komponente immer im Vordergrund stehen.
  • Diagnostik und Behandlung von Gangstörungen zum Beispiel aufgrund von Morbus Parkinson, vaskulären Erkrankungen oder Polyneuropathie. Gerade in der Behandlung von Parkinson ist die stetige Anpassung der medikamentösen Therapie wichtig und – auch hier – die Etablierung bzw. Optimierung von Physiotherapie. In Absprache mit Ihrem behandelnden Neurologen optimiere ich Ihr Therapiekonzept.
  • Ernährungsberatung bei Demenzerkrankungen.